Am vorgestrigen Tage wurde unser aller Reichskanzler Otto Fürst von Bismarck zum dritten Male das Opfer eines feigen und hinterhältigen Anschlages. Bei einem Spaziergang mit dem preußischen Innenminister Graf zu Eulenburg trat der Attentäter dem Einiger des Reiches in böswilliger Absicht in den Weg. Aus nächster Nähe feuerte er mehrere Schüsse auf den Reichskanzler ab, die diesen schwer verwundeten.
Erinnerungen werden wach an die Übeltat vom 7. Mai 1866 als unter gänzlich ähnlichen Umständen ein erster erfolgloser Anschlag auf den Fürsten von Bismarck verübt wurde. Anders als zum damaligen Zeitpunkt fehlt heute jedoch jede Spur des Attentäters, doch sämtliche Kräfte des preußischen und aller anderen Deutschen Bundesstaaten werden nicht ruhen, bis er gefasst und der Gerechtigkeit überantwortet worden ist! Bis dahin liegen die Hintergründe für diese unfassbare Bluttat weiter im Dunkeln und jeder aufrechte Deutsche Bürger fragt sich voller gerechter Empörung, womit der Begründer unseres Deutschen Reiches dieses Schicksal verdient hat.
Noch am Abend des erfolgten Anschlages bat Otto Fürst von Bismarck seine Majestät den Kaiser um seine Entlassung vom Posten des Reichskanzlers des Deutschen Reiches. In Anbetracht der schweren Wunden des Fürsten und der voraussichtlich langen und anstrengenden Genesungszeit gab seine Majestät Kaiser Wilhelm I. dem Gesuch schweren Herzens statt. Seit längerem ist bekannt, dass es um die Gesundheit des eisernen Kanzlers nicht gut bestelt war. An dieser Stelle hoffen wir das Beste und eine baldige Rückkehr in sein Amt. Diese ist nicht ausgeschlossen, denn noch immer sind die katholischen Reichsfeinde tief im Herzen unserer Nation und bedrohen unseren Zusammenhalt.
Die Reichsleitung ist nun also ohne Führung. Die Minister Preussens zeigen sich indes gewillt, die Politik mit ihrem Ministerpräsidenten weiter fortzusetzen. Von dieser Stellung, so der königliche Hof, könne sich Fürst Bismarck nicht entbinden lassen. Die Leistungen unseres eisernen Kanzlers werden immer unvergessen sein und der durch die Wirtschaftsliberalen herbeigerufene Gründerkrach konnte nun langsam dank der führenden Hand des weisen Kanzlers und Ministerpräsidenten überwunden werden.
Da das Reich so wenige Jahre nach seiner Errichtung des wichtigsten und zuverlässigsten Gründers beraubt wurde, steht uns eine schwierige Zeit bevor. Wer nun die Leitung des Bundesrathes übernimmt ist indes offen. Bald schon wird aber das Buhlen um dieses Amt beginnen.

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