Naugard – Jadarische Konföderation/Freihafen – Die Kämpfe um Tlakot und Amekua dauerten länger als zunächst angenommen. Unsere Redaktion sprach mit Naira, 34 Jahre alt, Lehrerin aus der Hafenstadt Teqopa auf Amekua. Sie erreichte nach einer gefährlichen Überfahrt die Küste der Konföderation.
Frage: Frau Naira, Sie sagten beim letzten Mal, die Auseinandersetzungen hätten kurz und lokal stattgefunden. Wie sah die Lage wirklich aus?
Antwort: Es hat sich ausgeweitet. Anfangs waren es Schüsse am Hafen und vereinzelte Straßenschlachten. Doch binnen Tagen formierten sich in mehreren Orten organisierte Verteidigungsgruppen. Sie sperrten Straßen, legten Sprengfallen und setzten auch Raketen ein — nicht gegen Häuser, sondern gegen Fahrzeuge und manchmal gegen Flugzeuge, die Tiefflüge machten. Damit konnten sie teilweise Konvois stoppen und Flugaufklärung zeitweise unterbinden.
Frage: Wie lange hielt dieser Widerstand an?
Antwort: Wochen. Nicht eine einzige Front, sondern viele kleine Brennpunkte, die immer wieder neu aufflammten. Einige Küstenorte konnten mehrere Tage, in Einzelfällen über zwei Wochen, den Vormarsch verlangsamen. Die Angreifer mussten immer wieder umlenken, Dienste neu bündeln, Nachschub sichern. Für uns fühlte es sich an wie ein dauernder Wechsel von Hoffnungen und Schlägen.
Frage: Welche Folgen hatte das für die Zivilbevölkerung?
Antwort: Erhebliche. Die Versorgungswege brachen zusammen, weil Straßen und Häfen zeitweise unpassierbar waren. Medizinische Hilfe kam nur tröpfchenweise an. Viele suchten Schutz in Kirchen, Kellern, in den Hügeln außerhalb der Orte. Es gab Verwundete und Tote; nicht alle konnten medizinisch versorgt werden. Menschen sind tagelang ohne sauberes Wasser oder Medikamente ausgekommen.
Frage: Wie reagierten die irkanischen Kräfte auf die gesteigerte Gegenwehr?
Antwort: Sehr hart. Dort, wo Widerstand durch Panzerabwehr oder Flugabwehr gefährlich wurde, setzten Marineinfanterieverbände und mechanisierte Einheiten massiv Druck ein. Häuser wurden durchsucht, Straßenlagen mit schweren Fahrzeugen geräumt, und Einsatzteams gingen gezielt gegen Unterstützernetze vor. Ihre Taktik war nicht, jede Gegenwehr sofort auszulöschen — sondern sie zu zerschneiden und die Mobilität der Verteidiger zu brechen. Für Menschen in den betroffenen Quartieren war das brutal: Checkpoints wurden scharf kontrolliert, Ausgangssperren verhängt, und es gab Razzien in Nachtstunden.
Frage: Haben Sie selbst diese Einsätze erlebt?
Antwort: Ja. In einer Nacht kamen mehrere Transporter an, es gab laute Motoren, dann Schreie. Sie stellten Barrikadenbeobachter und gingen Haus für Haus. Einige junge Männer, die vorher noch Widerstand leisteten, wurden abgeführt. Wir hörten später, dass manche von ihnen in Militärlagern registriert wurden — niemand aus dem Viertel wusste genau, was mit ihnen geschehen ist.
Frage: Warum sind Sie geflohen, obwohl der Widerstand so stark war?
Antwort: Weil es nicht mehr sicher war zu bleiben. Die Kämpfe zogen Zivilisten in die Fronten, und die Versorgung brach zusammen. Unser Dorf hatte keinen Zugang mehr zu Medikamenten, die Schulen waren geschlossen, und die ständige Angst vor nächtlichen Razzien ließ keinen Alltag zu. Ein Fischer bot an, uns mit auf sein Boot zu nehmen. Wir sind gegangen, weil bleiben bedeutete, immer mehr zu verlieren.
Frage: Was möchten Sie der Öffentlichkeit jetzt sagen?
Antwort: Dass dieser Konflikt keine einfache Geschichte von „Besetzung“ ist und schon gar kein schneller Sieg. Menschen haben gekämpft — nicht aus Lust an Gewalt, sondern um ihr Leben und ihre Dörfer. Und die Reaktion darauf war hart und prägend. Wir brauchen sichere Zugänge für humanitäre Hilfe und unabhängige Untersuchungen zu den Berichten über Festnahmen und Verschwinden. Unsere Stimmen dürfen nicht in Verwaltungsprotokollen oder Propagandabildern untergehen.
Nowyj Glas – Redaktionelle Einordnung:
Die Kämpfe auf Tlakot und Amekua zeigen ein Muster, das viele Konflikte dieser Art kennzeichnet: lokale, teils improvisierte Verteidigung mit asymmetrischen Mitteln führt zu einem Anstieg der Repressions- und Sicherungsmaßnahmen seitens der Angreifermacht. Der Einsatz von Panzerabwehr- und Flugabwehrraketen durch Verteidiger erhöht die Risiken für gepanzerte und luftunterstützte Einheiten und führt nicht selten zu einer Eskalation der Methoden, mit denen Kontrolle hergestellt wird — darunter gezielte Räumungsaktionen, umfangreiche Registrierung und eingeschränkte Bewegungsfreiheit für Zivilisten. Humanitäre Organisationen sollten Zugang fordern; internationale Beobachter müssten die Lage dokumentieren, damit Menschenrechtsvorwürfe unabhängig geprüft werden können.