NOWYJ GLAS1. November 2467 ii (01:00 IRT), Irkania-Stadd / Genepohl

Mit einem groß angelegten Neujahrsritual hat die Freie Irkanische Republik die Zeitrechnung 2467 ii eingeläutet. In einer landesweiten Ansprache aus dem Zentralkommando rief Marschall Alrun Amalbalde das Volk dazu auf, „wach, würdig und Irkanien“ zu bleiben was immer das heißen soll. Die Rede, in ihrer gewohnten Mischung aus Pathos und Disziplin, stellte die Einheit des Staates und die Arbeit des Einzelnen in den Mittelpunkt.

„Irkanien ist stark, weil es sich erinnert. Irkanien ist frei, weil es arbeitet. Irkanien ist ewig, weil es glaubt“, erklärte die Marschallin in den ersten Minuten des neuen Jahres.

Während Amalbalde von „Souveränität“ und „Selbstschöpfung“ sprach, erleuchteten über den Städten Drohnenschwärme in den Nationalfarben Grün, Schwarz und Rot den Himmel. In den Staatsmedien wurde das Ereignis als „Beweis der ungebrochenen Ordnung“ bezeichnet.

Unabhängige Beobachter weisen darauf hin, dass die Rede auch innenpolitisch als Machtdemonstration verstanden werden muss. Die Betonung des „stillen Rückgrats der Republik“, Soldaten, Arbeiter und Techniker, gilt als Signal an jene Bevölkerungsschichten, die trotz Wirtschaftswachstum weiterhin am Rande des Wohlstands leben. Nach Angaben aus Regierungsakten existiert noch immer ein Drittel der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze.

Ritual zwischen Staat und Glaube
Ansgar Falke führt Neujahrszeremonie an

Unmittelbar nach der Rede fand auf dem Platz des Zentralkommandos die traditionelle Neujahrszeremonie der Goden statt. Angeführt wurde sie vom obersten Gode Ansgar Falke, der in einer Mischung aus nordischer und shintoistischer Symbolik Met, Öl und Erde aus allen Distrikten in einer bronzenen Schale vereinte.

Begleitet von Trommeln aus, wie der Rundfunk stolz erwähnte, „irkanischem Kamelhautleder“, goss Falke die Mischung in die Flammen der zentralen Feuerschale und rief die Marschallin als „Tochter des Willens“ an. Millionen Stimmen antworteten im Chor mit „tha Irkania leeft“.

Das Ereignis zeigt eindrucksvoll die enge Verflechtung von Staat, Religion und Personenkult, die Irkanien prägt. Seit Jahren verschmelzen politische Feiern zunehmend mit kultischen Elementen der aam’ne-Doktrin, die das Individuum als Werkzeug des Staates begreift. Beobachter in Naugard und den Konföderierten Staaten von Jadaria sprechen von einer „sakralisierten Autoritätspolitik“, in der religiöse Rituale zunehmend Regierungsakte ersetzen.

Zwischen Feier und Kontrolle

Während die Hauptstadt in Licht getaucht war, galten in vielen Städten verschärfte Sicherheitsstufen. Nach offiziellen Angaben wurden für die Nacht 80.000 Angehörige des Naudiz-Dienstes und der Othala-Sicherheitskräfte eingesetzt. Besonders in den Hafenvierteln von Genepohl und Maltretonia waren Straßensperren und SIN-Kontrollen an der Tagesordnung.

Analysten sehen darin ein typisches Muster: Je stärker das Regime auf Symbole der Geschlossenheit setzt, desto nervöser wirkt es im Detail. Trotz des technisch-industriellen Glanzes bleibt die Republik ein Staat, der auf permanente Überwachung, Geheimdienste und militärische Disziplin angewiesen ist

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