Sonnenkönigsstadt. Nach landesweiten Unruhen, die nur Dank des umsichtigen und strategisch klugne Verhaltens der rokokolorischen Armee ihr Ende fanden, verabschiedete König Raffamoneti II. eine konstitutionelle Staatsverfassung. Damit beendet er die lange Epoche absolutistischer Herrschaft in Rokokolores, welche sein Vorgänger Leopold XIV. noch in aller Pracht gelebt und von den nicht legitimen Zwischenregenten Ritter Sozibert und Graf Driwinski von Düsterstein übernommen worden waren. Dass Raffamoneti II. die Strategie Leopold XIV., alle Macht auf sich zu bündeln und den Adel am Hof festzusetzen, nicht mehr verfolgen wollte, machte er erst kürzlich durch die Abschaffung des zentralistischen Herrschaftshofes deutlich, dass er auf dessen Ministerialfunktionen reduzierte und seine eigene Residenz auf das abgelegene Lustschloss Schönbrökelputz verlegte.

Die neue Verfassung beschreibt ein mächtiges, vom Volk gewähltes Parlament mit Vetorecht gegen königliche Gesetze und Steuermaßnahmen. Andererseits behält sich der König auch ein Vetorecht gegenüber Gesetzesvorschlägen der Parlamentarier vor, so dass einige Kritiker die Möglichkeit eines politischen Totalstillstandes befürchten.

Von einer bürgerlichen Gesellschaft ist die durch und durch höfische Gesellschaft Rokokolores jedoch weit entfernt wie eh und je. Die Standeshierarchie scheint kulturell derart fest verankert, dass beinahe alle Wahlstimmen auf den dekadenten Herzog Pierre de Croisant fielen. Dies hatte jedoch zur Folge, dass sich die wenigen übrigen Stimmen auf bürgerliche Vertreter verteilten und somit ein bürgerlicher Überhang im Parlament herrscht. Die Paradoxe Folge: der beliebteste Parlamentarier hat die wenigste Wirkmacht. Um ein gesetz dem König vorzulegen, benötigt es die Mehrheit des Parlaments, in dem der Adel unterrepräsentiert ist. Nun ist das eingetreten, was Kritiker befürchteten, das bürgerliche Lager und der König stehen sich gegenüber und können sich gegenseitig bis zum Stillstand mit Vetos blockieren. Der Adels hingegen wurde geschwächt. Der große Verlierer der Wahlen ist die Kirche, sie ist im Parlament nicht vertreten.

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